Geschichte

50 Jahre Rottmannschule

Beitrag zum Bau und zur Geschichte von Bürgermeister a.D. Manfred Faust zur 50-Jahr-Feier 2013

Vor 50 Jahren wurde die Kreisstadt Simmern um eine neue Schule reicher: Die Rottmannschule nahm mit ihrer Einweihung am 03. Juli 1963 ihren Betrieb auf. Bereits in die 1950er Jahren gehen die Neubaupläne für die Unterbringung der damals noch getrennt untergebrachten konfessionellen Volksschulen in Simmern zurück. Die wachsende Einwohnerzahl und die damit verbundene zunehmende Kinderzahl und das Herabsetzen der Klassenmesszahlen zwangen die Stadt zu derartigen Überlegungen, denn die beiden konfessionellen Volksschulen litten unter großer Raumnot und baulichen Missständen und konnten keine weiteren Schüler mehr aufnehmen. Die evangelische Volksschule war beengt bis 1963 in der 1908 erbauten Brühlschule untergebracht und die katholische Volksschule befand sich seit 1922 im 1709 - 1712 errichteten Neuen Schloss, wo der Schule keine weiteren Räumlichkeiten mehr zur Verfügung standen.

Die Stadt Simmern schrieb am 24.06.1959 einen Schulbauwettbewerb aus und beauftragte anschließend den Bad Kreuznacher Architekten Werner Leidinger mit der Planung eines Volksschulgebäudes, das in dem damals noch weitgehend unbebauten Brühlgebiet errichtet werden sollte. Schulbaubeginn mit 16 Klassen und Nebenräumen sowie einer Turnhalle war im Frühjahr 1961, wobei sich die Fundamentierung sehr schwierig gestaltete, da der Bauuntergrund nicht genügend tragfähig war und zahlreiche Stahlbetonpfähle in mehreren Meter Tiefe auf festem Untergrund verankert werden mussten. Das Richtfest konnte am 18. Mai 1962 gefeiert werden. Die Einweihung erfolgte am 03. Juli 1963 in einem großen feierlichen Rahmen, an dem 120 Ehrengäste sowie das Lehrerkollegium mit den Schülerinnen und Schüler der beiden Volksschulen teilnahmen. Unter den Ehrengästen waren Regierungspräsident Dr. Walter Schmitt aus Koblenz, der als Vertreter der Landesregierung die Festansprache hielt, der Landtagsabgeordnete Otto Konrad, Landrat Rudolf Rumetsch, Vertreter der Bezirksregierung und der Schulbehörden, Mitglieder des Stadtrates, Vertreter der Behörden und der Geistlichkeit, der Wirtschaft und des Handwerks und der Lehrerschaft. Nach der Einweihungsfeier in der Schulturnhalle und einem Rundgang durch das Schulgebäude lud Stadt- und Amtsbürgermeister Dr. Fritz Vollbracht zu einem Mittagessen im Hotel „Zur schönen Aussicht“ ein. Die Baukosten für die neue Volksschule und die Turnhalle betrugen rund 2,5 Mio. DM (1,27 Mio. €); hinzu kamen Kosten für eine Außenschulsportanlage und eine Gymnastikwiese in Höhe von 32.286 DM (16.507 €).

Das neue Schulgebäude wurde nach dem Simmerner Bürgermeister und Heimatdichter Peter Joseph Rottmann „Rottmannschule“ genannt, wobei die Namensgebung wohl erst später nach der Einweihung erfolgte. In den Stadtratsprotokollen ist hierüber kein Beschluss zu finden; lediglich in der Niederschrift des Stadtrates vom 03. Februar 1964 heißt ein Tagesordnungspunkt „Außerschulische Veranstaltungen in der Rottmannschule“. Im Bericht der Hunsrück Zeitung vom 02. Juli 1963 über die „Einweihung der neuen Volksschule in Simmern am Mittwoch“ heißt es: „Heute, am Tage der Einweihung, steht nun im Brühl gegenüber der neue Post ein im Äußeren schon recht beeindruckendes neues Volksschulgebäude. Die Grünanlagen vor der Schule mit dem Rottmannbrunnen in der Mitte fügen das Ganze wohltuend in das Landschaftsbild ein.“

Mit dem Bau der Rottmannschule im Jahre 1963 sollten die Simmerner Schulhausprobleme bis ins Jahr 2000 gelöst sein. Doch die Schulreformen in Rheinland-Pfalz mit Abschaffung der konfessionell getrennten Schulen, Trennung in Grundschulen (Primarstufe) und Hauptschulen (Sekundarstufe I, Auflösung von Einklassen- und Zwergschulen und Bildung von Mittelpunktschulen erforderte tiefgreifende bauliche Lösungen am Schulstandort Simmern. Eine im Stadtrat im Jahre 1965 erwogene Erweiterung der Rottmannschule für die Errichtung einer neuen Hauptschule wurde aufgegeben und stattdessen das jetzige Schulzentrum an der Kümbdcher Hohl als Standort festgelegt. Dort wurde der Hauptschulneubau mit 21 Klassen und Nebenräumen im Jahre 1970 vom Schulverband Simmern bzw. der Verbandsgemeinde Simmern realisiert. Die frühere Hauptschule heißt seit 2009 Realschule plus.

Die erwähnten Schulreformen - u.a. mit der Auflösung der kleinen Umlandschulen und Änderung der Klassenmesszahlen - ließen die Schülerzahlen an der Rottmannschule in den folgenden Jahren ständig ansteigen. Die Rottmannschule wurde in den 1990er Jahren mit über 800 Schülerinnen und Schüler 8-zügig und damit die größte Grundschule in Rheinland-Pfalz. Trotz baulicher Erweiterungen der Schule in den Jahren 1976/1977 und 1987 bis 1990 konnten nicht alle Schüler in der Rottmannschule untergebracht und unterrichtet werden. Sie waren auf insgesamt vier bis fünf Standorte in Simmern verteilt, zum Beispiel im Gebäude der IHK-Bildungsstätte und der katholische Familienbildungsstätte. Ein pädagogischer Nonsens. Das zwang die Verbandsgemeinde als Schulträger gemeinsam mit den Schulbehörden zu handeln. Ein Gutachten und eine Elternbefragung empfahlen den Ratsgremien, eine zweite Grundschule zu bauen. Mehr als 2/3 der Elternschaft sprachen sich für den Standort Simmern aus und lehnten damit Alternativstandorte im Simmerner Umland ab.

Aus der Raumnot an der Rottmannschule geboren: So kann man die Entstehung der Dr. Kurt-Schöllhammer-Grundschule im Jahre 1996 beschreiben und die Rottmannschule konnte durch eine Verkleinerung des Schulbezirks auf eine vierzügige Grundschule und damit eine pädagogisch sinnvolle Schulgröße zurückgeführt werden.

Als eine der ersten Grundschulen in Rheinland-Pfalz wurde die Rottmannschule im Jahre 2003 eine Ganztagsschule in enger Kooperation mit der Dr. Kurt-Schöllhammer-Grundschule. In diesem Zusammenhang konnten in den Jahren 2003 – 2005 größere Baumaßnahmen einschließlich Sanierungsarbeiten (u.a. Einbau einer Mensa, Errichtung einer überdachten Pausenhalle, Erneuerung des Außenanstrichs) mit einem Kostenvolumen von ca. 700.000 € durchgeführt werden.

Lebenschancen sind seit jeher von der Qualität von Bildung und Ausbildung bestimmt. Die Grundschule steht am Anfang jeden Bildungsweges somit in einer besonderen Verantwortung. Das engagierte Kollegium der Rottmannschule sieht sich in dieser Verantwortung und bietet den Schülerinnen und Schülern die besten Startchancen in die Zukunft. Die Schule ist daher auch auf Grund des guten baulichen Bestands für die Zukunft gerüstet.

Ich gratuliere der Rottmannschule zu ihrem stolzen Jubiläum und wünsche der Schule für die Zukunft alles Gute und den Lehrenden weiterhin Freude und Kraft, um den Schülerinnen und Schülern eine stets lebendige Bildungseinrichtung mit einem guten Geist zu vermitteln.

Quellen: Archiv der Verbandsgemeinde Simmern/Hunsrück